Jemanden um Entschuldigung zu bitten, oder kurz "tschuldigung", das klingt doch so vom Wortlaut her danach, dass man jemanden bittet, einem die Schuld an etwas zu nehmen. Das ist doch aber an sich unmöglich, schließlich kann der, an den sich die Entschuldigung richtet nicht in eine Kette kausaler Ereignisse eingreifen und einen Schuldigen von seiner Beteiligung oder dem Umstand, dass er Verursacher eines Misstandes ist freisprechen.
Natürlich ist es möglich, sein Verhalten zu entschuldigen, wenn man tatsächlich keine Schuld d.h. keinen Einfluss auf die eingetretenen Vorfälle hat.
Ein "Entschuldigung, ich habe verschlafen", ist damit also unzulässig - dafür kann man ja in den meisten Fällen schon was.
Hm.
In der Wikipedia heißt es unter Entschuldigung:
Mit der Bitte um Entschuldigung gesteht jemand ein, dass eine Tat von ihm eine moralische Verfehlung war. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist eine Entschuldigung allerdings ebendiese Bitte. [...] Es fand eine Begriffsverschiebung statt: „Sich zu entschuldigen“ wäre früher als „sich selbst von Schuld befreien“ verstanden worden. Daher äußerte man eine „Bitte um Entschuldigung oder Vergebung“, da nur der Geschädigte einen von der eigenen Schuld insoweit befreien kann, als er diese nicht weiter nachträgt.Demnach liege ich ja mit meiner Deutung des Begriffes zumindest im altertümlichen richtig. Wobei im Artikel an keiner Stelle angegeben ist, was hier "früher" bedeutet.
Was lernen wir daraus? Wenn man sich hier sprachlich korrekt verhalten möchte, dann kann man eben eine Entschuldigung nur bei Fremdverschuldung benutzen.
Ähnlich ist es doch mit "es tut mir Leid".
Ich glaube bei den meisten Leuten, die das sagen nicht, dass sie unter ihren Taten leiden. Sollen sie in den meisten Fällen nicht. Sie sollten es bereuen und sich um Ausbesserung bemühen, aber mit einem über die eigenen Fehler schmollen ist doch keinem geholfen.
Aber man braucht ja Alternativen, eine Möglichkeit, um eben in einem solchen Falle der Verfehlung die Situation zumindest auf verbaler Ebene erstmal gerade zu biegen. Ich bin gerade dabei mir selbst die Bitte um Verzeihung wieder ins aktive Vokabular zu bringen. Die ist sehr ehrlich, klingt höflich und verschweigt dabei eben nicht, dass ich selbst an meinen Fehlern schuld sein könnte.
Im Endeffekt... wer interessiert sich für solche Sprachnuancen?