Sonntag, 30. Mai 2010

+++Warum ich (k)eine Romanfigur bin - ein Zusatz

+++Das hier dürfte auch für denjenigen verständlich sein, der den ersten Teil nicht gelesen hat.
Also, nehmen wir doch einmal an, ich SEI eine Romanfigur. Die wissenschaftliche Herangehensweise an dieses Problem ist ja, die These aufzustellen und dann Argumente zu finden, die da gegen sprechen (es wäre ja wohl auch kaum möglich, Argumente dafür zu finden, da es mir sicherlich nicht bewusst wäre.)
Das erste Argument, was da gegen sprechen könnte: ich mache mir aktiv Gedanken darum. Stellen wir uns doch mal einen Roman vor, in dem sich eine Figur Gedanken darüber macht, ob sie eine Figur in einem Roman ist. Natürlich ein interessanter Aspekt, aber ist das realistisch? Würde das jemand lesen wollen? In einem Roman? Hm. Eventuell doch. Es hängt wohl vom Rest des Buches, sowie vom Autor ab, ob solche Elemente Teil des ganzen sein können.
Aber müsste ich nicht Lücken in meinem Leben haben? Schließlich erzählt ein Buch ja nicht jedes Detail des Lebens zu jeder Zeit - das würde zu viel Papier verbrauchen und der Leser würde sich langweilen. 
Da bleibt jedoch das Problem, dass alles, was bisher geschehen ist, nur in meiner Erinnerung existiert. Jeder Romancharakter hat eine Vorgeschichte, die meist im Buch selbst nur flüchtig behandelt wird. Das lässt den Schluss zu, dass sich Charaktäre an Dinge erinnern können, die im Buch nie beschrieben werden. Außerdem ist hier noch zu erwähnen, dass man Zeit ja auch in der Erinnerung nie mit gleicher Geschwindigkeit wahrnimmt - vielleicht wurde dort die Erzählung ein wenig gekürzt, um den Lesefluss zu beschleunigen, oder einfach weil die Details nicht SO wichtig waren.
Doch was ist der Sinn hinter dem Buch? Welche große Aussage wird dabei heraus kommen? Naja, entweder gar keine (schließlich mache ich mir gerade darüber Gedanken, d.h. alles was ich hier sage muss zu einem bestimmten Grad falsch sein, damit der Leser am Ende überrascht ist) oder eine, die ich natürlich nicht sehen kann, da ich ja selbst unvorbereitet darauf sein muss, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich in meine Lage hinein zu versetzen und das Problem auf ihr eigenes Leben anzuwenden.
Vielleicht steht mir der große Konflikt noch bevor?
Vielleicht bin ich Teil einer Serie, und es kommen immer wieder Konflikte und Herausforderungen auf, mit denen ich mich befassen muss? ...
Mein letzter Punkt. Wenn ich eine Romanfigur bin, wieso nehme ich dann die Welt um mich herum überhaupt wahr?
-
Wieso nicht? Ich meine, ich weiß ja nicht, wie die Welt für den Leser aussieht. Oder für den Autor. Meine Wahrnehmung der Welt muss davon nicht in irgendeiner Weise beinträchtigt sein.
Ich kann es also weder wiederlegen, noch beweisen, dass es so ist.
Ähnlich einem religiösen Weltbild - auch weil diese Einstellung eine bestimmte Sicht auf mich, die Welt und die Personen um mich herum verändern würde

Während ich so schreibe finde ich aber die Leserperson weniger interessant als den Autoren. Dieser Mensch hat dann ja vollkommene Kontrolle über mein Leben. Alles ist schon vorgeschrieben und ich könnte meiner Zukunft nicht ausweichen, selbst wenn ich den Weg vor mir kennen würde.
Hm.
...

Daraus ließe sich sicher ein schöner Roman schreiben.

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