Dienstag, 10. August 2010

+++Gedichtinterpretationen

+++(keine Angst, dieser Artikel enthält keine Gedichtinterpretation.)
Something kinda sad about
The way that things have come to be.
Desensitized to everything.
What became of subtlety?
How can this mean anything to me?
If I really don't feel anything at all?
-Tool,   Ænima, Stinkfist,  Zoo Entertainment  1996

Heute hatte ich es wieder, dieses ungesunde Gefühl, das ich eigentlich überhaupt nicht erklären kann. Wobei ich nicht weiß, ob die Überzeugung, dieses Gefühl sei "ungesund" daher kommt, dass es sich nicht gut anfühlt, oder ob es daher kommt, dass ich es nicht erklären kann. Die Fähigkeit, es genau zu bestimmen, zu kategorisieren, zu kartieren und zu benennen entzieht sich mir vollends. Es war in dem Moment, als wir in Englisch aufgefordert wurden "Sympathy" von Paul Laurence Dunbar zu interpretieren.
Die Bedeutung war mir sofort klar, die verschiedenen Stilmittel fielen mir direkt auf, alle Symbole zerfielen in Sekunden zu Worthülsen um die wahre Bedeutung zu vermitteln, wie ein Stück Küchenpapier das man anzündet zu Asche zerfällt.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, wird mir klar, was mein ungesundes Gefühl war. Es war ein Mangel an Gefühl. Ich fühlte nichts. Merkwürdig. Gedichte, die ja im Gegensatz zu Sachtexten (welche ich früher nie ausstehen konnte und heute schreiben kann wie eine Maschine) bestehen doch rein aus emotionen, sind sie doch nur dazu Gedacht unser Herz anzusprechen. Wir sollen fühlen, wenn wir sie lesen, nicht denken. Dennoch: nichts. Absolut nichts.
Ich konzentrierte mich auf die Bilder, die das Gedicht beim ersten Lesen kurz hatte aufflammen lassen, wollte sie wieder ins Gedächtnis bringen wie das Bild eines Projektors, dem der Strom ausgeht.
Meine Versuche endeten in einem katastrophalen Fehlschlag, der mich geistig nur ablenkte und es mir unmöglich machte mit der Interpretation fortzufahren.
Was war hier gerade passiert?
Was ist mit mir insgesamt passiert? Solche Dinge kommen nicht einfach so vor.
Spulen wir ein Viertel Jahr zurück. Zurück zur Traumfabrik in Regensburg, zurück zum Improvisationskurs, den ich nam. In dem ich wieder lernte, zu tun, nicht zu denken. In dem alles natürlich kam. In dem ich selbst in Szenen mitwirkte, die andere zum lachen brachten (aber nur, wenn ich nicht über das nachdachte, was ich tat). Das war ein Moment, in dem ich mich lebendig fühlte.  Ich war mir jederzeit bewusst, was ich fühlte, was ich war und wie es mir ging. Ich konnte (und wollte) es zu dem Zeitpunkt nicht benennen, aber tatsächlich war es so.
Hm. 
Ich weiß jetzt, dass es mir damit besser ging, auch wenn ich es nicht benennen kann und es mir fern liegt, das zu wollen. Es hatte etwas natürliches.
Während ich jetzt durchgehend in einer emotionalen Grauzone lebe.
So im darüber reflektieren wird mir klar, dass es mit dem systematischen sezieren, analysieren und zerstören von Gedichten in meiner Schullaufbahn zu tun haben muss. Hierbei wurde den "logischen" Gehirnarealen befohlen die "emotionalen" genau zu beobachten, jede Regung aufzuzeichnen, zu verbalisieren und auf Papier zu bringen.
Es ging darum jederzeit zu verstehen, welcher Teil des Gedichts welche Regung hervorruft, wieso die Autoren welche Mittel, welche Bilder und welche Struktur verwendeten, und was sie genau damit sagen wollten.
...
Wozu? Ich meine, kann man ein jedes Werk der Literatur nicht auch instinktiv verstehen? Ist es notwendig, alles in Kategorien zu stecken? Muss man für jedes Stilmittel, für jede einigermaßen regelmäßige Wortkombination eine literarisch richtige Bezeichnung haben?

Ich habe meinen Schreibblock gefunden. Er liegt genau in dem Problem. Genau dort. Im nachdenken. Im über Gefühle nachdenken. Im Schein, im Wirken, anstatt zu sein.

Ich hätte nie gedacht, dass das so eine Wirkung auf mich haben würde.
...
Vielleicht sollte ich dem Kultusministerium schreiben.

2 Kommentare:

Aitch hat gesagt…

Ay!

JLdR hat gesagt…

1. Menschen sind dumm.

2. Auch wenn jeder Mensch einer Gruppe klug ist, ist die Gruppe dumm.

3. Es gibt dumme Menschen.

4. Damit sich die dummen Menschen klug fühlen, müssen sie so tun als ob sie etwas verstanden hätten.

5. So zu tun als ob man etwas verstanden hat, geht ab besten, wenn man so tut, man könnte es messen und dann vergleichen.

6. Emotionen lassen sich nicht, oder nur schwer messen.

7. Kreativität zerstören ist einfacher als sich drauf einzulassen.

8. Dumme Menschen haben (leider) auch Einfluss das Land und damit auf uns.

9. Wir können die Welt nicht retten.

10. Menschen sind dumm!